Die Früchte sind eingefahren

Natürlich denken wir beim Erntedankfest als erstes an die Früchte des Feldes: Getreide, Obst und Gemüse – und nicht zuletzt die Früchte des Weinstocks. Aber es gibt auch Früchte anderer Art: Mit der Einweihung der frisch renovierten Kirche genießen wir die Früchte langer Arbeit. An vielen anderen Stellen können wir allmählich Früchte einfahren, die wir von der Umstrukturierung, von der Zusammenlegung des Gemeindebüros erwartet haben. Ich hoffe auch, dass Sie noch von den Früchten der Erholung während der Ferien- und Urlaubszeit zehren können.

Im Rückblick fallen uns viele Früchte auf, die wir einfahren. Ob sie wohlschmeckend sind oder nicht?
Wir fragen uns beim Blick nach vorne: welche Früchte wollen wir in Zukunft ernten? Und: was müssen wir tun, damit nicht das Unkraut ins Feld schießt?

Die Evangelische Kirche in Deutschland hat ein umfangreiches Programm vorgelegt, mit dem die Kirche steigende Mitgliederzahlen und höheren Gottesdienstbesuch als Früchte einfahren soll.
Oftmals ist es so, dass die Früchte, die die eine gutheißt, von einem anderen als Unkraut angesehen werden.

Deswegen ist es gut, sich daran zu erinnern, wie Gott die Früchte beurteilt. Wir finden bei Paulus eine Einteilung der Früchte nach Unkraut und guter Ernte.
Das Unkraut ist letztlich all das, was wir Menschen hervorbringen, wenn wir uns nicht von Gottes Geist führen und tragen lassen, wenn wir nach unseren eigenen Zielen streben, statt nach Gottes Früchten. Dann schießt das Unkraut ins Feld:
"Offenkundig sind aber die Werke des Fleisches, als da sind: Unzucht, Unreinheit, Ausschweifung, Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Hader, Eifersucht, Zorn, Zank, Zwietracht, Spaltungen, Neid, Saufen, Fressen und dergleichen. Davon habe ich euch vorausgesagt und sage noch einmal voraus: die solches tun, werden das Reich Gottes nicht erben." (Gal 5,16-21)
Wo sich solche "Früchte", solches Unkraut breitgemacht hat, da werden alle errungenen Erfolge bitter. Sie machen es uns unmöglich, die Früchte des Reiches Gottes schon jetzt zu erleben.

Diese wachsen nämlich überall dort, wo sich Menschen Gott unterordnen, sich von seinem guten und Heiligen Geist führen lassen. Sie sind denjenigen verheißen, die ihren Herrn Jesus Christus fragen: "Was willst du, dass ich jetzt tue? Wofür soll ich mein Geld, meinen Besitz einsetzen?" Dann wachsen die guten Früchte:
"Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit; gegen all dies ist das Gesetz nicht. Die aber Christus Jesus angehören, die haben ihr Fleisch gekreuzigt samt den Leidenschaften und Begierden. Wenn wir im Geist leben, so lasst uns auch im Geist wandeln." (Gal 5,22-25)

Diese Aufzählung – sie ist nicht dazu gedacht, die Früchte der "Anderen" zu begutachten, sondern für uns selbst. Was tun wir, wen wir in unserem Leben Unkraut entdecken?
Schnell zur Tagesordnung zurück; bisschen Unkraut hat noch niemand geschadet? Resigniert, weil sich das Unkraut scheinbar nicht ausrotten lässt?
Da das Unkraut offensichtlich ist, können wir es vor Gott, und vielleicht auch vor den Menschen bekennen. Umkehren und uns von Jesus Christus Vergebung schenken lassen. Dann werden wir auch frei, die Hilfe unserer Geschwister im Glauben anzunehmen: "Bete mit mir, dort will immer wieder Unkraut wachsen."
So wird das Unkraut mehr und mehr aus unserem Feld verschwinden – und es wird Platz für die guten Fürchte Gottes.

Ich freue mich darauf, dass die Erfolge des Lebens auch mit Früchten wie Liebe, Freude und Geduld gekrönt werden und sie so erst richtig genießbar werden.


Stand: 30.09.2006